Die Zeiten werden härter. Schrumpfende Konjunktur, steigende Preise und dauerhafte Ungewissheit. Die Menschen sehnen sich nach Sicherheit und Stabilität, doch die Märkte bieten zur Zeit keine sicheren Prognosen mehr. Die Börsianer trauen sich gegenseitig nicht mehr über den Weg und die Anleger reagieren zurückhaltend. Und dies gilt nicht nur für die Wirtschaft. Auch der Markt der Liebe erlebt stürmische Zeiten und verzeichnet teilweise rasante Talfahrten. Immer mehr Scheidungen, medienwirksame Trennungsschlachten, Beziehungen, die keine sein dürfen, Fremdgehen trotz Single-Dasein. Auch hier herrscht größte Unsicherheit bei den Anlegern und es stellt sich immer öfter die Frage: Ist Liebe noch eine sichere Wertanlage? Oder gleicht sie mittlerweile mehr einem Tanz mit der Roulette- Kugel? Lohnt es sich noch, in eine Beziehung zu investieren oder ist man mit einer klassischen Chaneltasche oder einer Rolex auf lange Sicht besser bedient?
Eine Freundin erzählte mir letztens, sie fühle sich von ihrem Partner vernachlässig. Sowohl finanziell, als auch emotional sei sie immer in der "Geber- Rolle" und als ich ihren beispielhaften Erzählungen lauschte, zog ich schockiert meine Augenbrauen immer höher. Mitten in der Nacht stand sie auf, bügelte seine Hemden, erledigte die Einkäufe, bewältigte einen 9-Stunden- Tag im Büro, kochte, putzte, besorgte kleine Aufmerksamkeiten und befriedigte ihn am Ende des Tages auch noch zwischen den Laken. Ganz zu schweigen davon, dass sie während all dessen immer super aussieht und immer lieb und freundlich ist. Er hingegen trägt einen Wohlfühlbauch und Halbglatze, hält sein Geld immer schön tief in der Hosentasche versteckt und kommt nicht mal an Nikolaus auf die Idee, ihr Schokolade zu schenken. Dabei würde sie sich selbst über die billige Variante von Aufmerksamkeit freuen. "Warum?", fragte ich sie schockiert, während ich meine Augenbrauen wieder in Position zu bringen versuchte, "Wieso gibst du so viel, wenn nichts zurück kommt?". "Er wird mich heiraten, sagt er", entgegnete meine Freundin dann und ihr Gesicht bekam den selben Ausdruck, wie meines, wenn ich vor dem Schaufenster bei Chanel halt mache. Diese freudige Erwartung auf eine bessere Zukunft, auf die Steigerung des eigenen Wertes. Ich überlegte. Es ist richtig, jetzt zu investieren, um langfristig eine Wertsteigerung zu erfahren und Dividenden zu erhalten. Aber wie hoch sollte die eigenen Investition sein? Und wie viel Sicherheit sollte man erwarten?
Betrachtet man die Börse, so lässt sich nichts wirklich ausschließen, aber Dank Analysen, Hochrechnungen und komplexen Computerprogrammen, ist es möglich zumindest Prognosen zu erstellen. Auch die Konjunkturzyklen des Marktes lassen sich auf Metaebene zumindest ansatzweise bestimmen. Um eine möglichst realitätsnahe Simulation der Liebeszyklen erstellen zu können, greifen wir meistens auf selbst Erfahrenes zurück oder auch mal auf die Meinung von anderen, doch genau wie sich der Markt verfälschen lässt, von Panikkäufen, Massenverkäufen oder künstlichen Kurssteigerungen, kann es auch in der Liebe zu Schwankungen und Ausfällen kommen, die niemand erwartet hat. Der Markt heilt sich immer wieder selbst, wenn auch mit großen Verlusten und Pleiten. Und auch die Liebe ist eine Macht, die immer ihre eigenen Bewegungen macht. Mal rezessiv, mal im Aufschwung und starr ohne Ausschläge. Man sollte diese Bewegungen immer wieder einer Analyse unterziehen und beobachten, ob man die Aktie Liebe nicht bei einer rasanten Talfahrt besser abstoßen sollte oder ob man mit einem neuen Aufschwung rechnen kann. Nur eines ist sicher: Liebe darf kein Verlustgeschäft sein, denn wer dauerhaft mehr gibt als er bekommt, schadet damit nur sich selbst und die eigene Person sollte immer wertstabil bleiben: Sie ist das höchste Gut, das wir besitzen.