Dienstag, 9. Dezember 2014
Friendly Fire
Freundinnen? Feinde? Feindinnen?"So eine Kameradschaft hat es nie wieder gegeben". So oder so ähnlich schwärmen viele Männer von ihren vergangenen Bundeswehrzeiten, dem Boxring oder dem Kickerverein, in dem sie als junge Kerle jeden Samstag oder Sonntag zusammen kickten. Schlamm, Dreck, Müdigkeit, Kämpfen. Aber gemeinsam. Gemeinsam stark sein und gegen den Feind vorgehen. Sich zusammen bis an die Grenzen bringen und darüber hinaus. Schlechte Zeiten zusammen durchleben und stärker werden, weil man nicht alleine leidet. Und dann das Bier in der Wärme genießen. Zusammen.
Frauenfreundschaften sehen wir gerne etwas glamouröser: In Glitzer, mit teuren Schuhen und Champagner a la Sex and the City. Carrie und Co. gingen viele Jahre durch dick und dünn miteinander. Ereignisse wie Scheidungen, Krebs und jede Menge Liebeskummer wurden gemeinsam durch litten und Hochzeit, Kinder oder die Veröffentlichung des eigenen Buch gemeinsam gefeiert. Und wer sich nicht am Ende für Carrie und ihren Mister Big gefreut hat, muss Herz aus Diamanten haben. Nur sind diese Frauen fiktiv und die Realität scheint zwischen Frauen scheint mehr einem Schlachtfeld zu gleichen, als einer schicken Cocktailbar. Während Carrie die männerverschlingende Samantha niemals als Schlampe bezeichnen würde oder die burschikose Miranda vor Neid auf Charlottes liebliches Äußeres am Platzen wäre, muss man im realen Leben einmal mehr den üblen Neidattacken der eigenen Freundin ausweichen. Man wirft sich in den Schützengraben und versteckt sich hinter erfundenen Beteuerungen, wie beschissen doch alles ist, nur um der sonst zu erwartenden Missgunst kein Kanonenfutter zu bieten. Solange man sich im Krieg befindet, kämpft man gemeinsam gegen Männer, Kilos, Alltagsdramen. Man leidet Seite an Seite, weil geteiltes Leid nur halbes Leid sein soll. Doch wieso scheint für einige Frauen geteilte Freude auch nur halbe Freude zu sein? Wenn man in schlechten Zeiten zusammen hält, sollte man dann nicht gerade die guten Zeiten zusammen feiern? Gerade letztes Jahr habe ich viel kämpfen müssen. Es gab viele Tränen, immer ein paar tröstende Umarmungen und viel Bestärkung darin, dass einfach alles beschissen ist. Nun ist dieses Jahr bei mir einfach mal besser gelaufen. Ich habe Strategien überdacht, neue Pläne entwickelt und mich um Frieden bemüht. Mein Krieg ist vorerst beendet und ich will das Feld räumen, doch kann ich den Schützengraben nicht verlassen, weil aus Freundinnen auf einmal Feinde geworden sind und auch "Friendly Fire" kann tödlich sein. Aus Umarmungen sind Würgegriffe geworden und aus den aufmunternden Worten wüste Beschimpfungen. Einen Krieg gewinnt man nun mal nur dadurch, dass man den anderen zum Aufgeben zwingt, ihn bis zu den letzten Ressourcen vernichtet. Doch so plump ist unser Leben nicht. Es geht nicht um strategische oder psychologische Kriegsführung. Man rettet sich selbst nicht dadurch, dass man selbst den letzten, vermeintlichen Feind vernichtet. Das eigene Leben wird niemals dadurch besser, dass man dem anderen sein Leben missgönnt. Die eigene Figur wird nicht dadurch besser, dass man andere Frauen für ihr Aussehen hasst und der eigene Job wird nicht durch Schlechtmachen des Jobs der eigenen Freundin besser. Am Ende ist man nur schmutzig vom gegenseitigen Bewerfen mit Dreck und heißer vom Galle Spucken. Dieses Jahr habe ich mehrere atomare Anschläge erlebt und wo man so eine Bombe zündet, ist alles Leben, jede Hoffnung auf Frieden, auf schier endlose Zeit vergiftet. Das muss man akzeptieren, aber sollte man für die Zukunft den Einsatz von atomaren Superwaffen verhindern und sich klar darüber werden, ob dieser Krieg wirklich sein muss. Man beendet niemals mit Missgunst und Neid anderen gegenüber den eigenen Krieg.
Und Mädels, wir sind nicht im Krieg! Wir sind auf einer Mission und die heißt: Glücklich werden! Und diese Mission sollten wir doch zusammen meistern, uns zusammen freuen und unterstützen bis es letztlich für uns alle heißt: Mission completed. Oder um es mit den Worten, der Serienheldinnen zu sagen, die für uns immer noch Vorbilder sein sollten, wie man Frauenfreundschaft leben kann: „Es ist hart , Menschen zu finden, die einen lieben- egal, was ist. Und ich schätze mich glücklich, wenigstens drei von ihnen gefunden zu haben“. Denn in Zeiten des Krieges und des Friedens Freundinnen zu haben, ist für sich schon ein Sieg.