„Willst du mit mir gehen?“ Und dann einfach „Ja“ oder „Nein“ ankreuzen. Fast jeder kennt diese so naiv formulierte Frage und so ist sie fast zu einem Symbol für die kindliche Einfachheit von menschlichen Beziehungen geworden, bevor aus diesen Östrogen geladenen und testosterongepulverte Spätnachmittagsdramen in ultrahippen Pseudo coolen Loft- Wohngemeinschaften wurden. Mit der steigenden Anzahl der Möglichkeiten, einen einfachen Kaffee zu bestellen, scheint irgendwie auch die Anzahl der Möglichkeiten von zwischenmenschlichen Beziehungen explodiert zu sein. Sowohl für sexuelle, als auch für freundschaftliche Beziehungen gibt es heutzutage bestimmt ein Dutzend Variationen. Nur weil man das Bett teilt, teilt man nicht zweifelsfrei das Leben. Nur weil man den Wein teilt, teilt man nicht bedenkenlos jedes Geheimnis. Ob diese Fülle am Umgang mit anderen Menschen nun neuzeitliche Freiheit oder modernen Frust bedeutet, lassen wir an dieser Stelle mal außen vor, aber Tatsache ist, dass diese vielen verschiedenen Möglichkeiten auch außerhalb von durch blondierte Friseurmiezen betriebene Nagelstudios und von kaffeetrinkenden, anabolen Tattoo Trägern existieren. Und das ist anstrengend und zeitraubend und führt dazu, dass wir eine Beziehung zu etwas ganz Besonderem stark vernachlässigen: Die Beziehung zu unserem Körper.
Während wir stundenlang über den Beziehungsstatus von Fremden diskutieren oder uns den Kopf darüber zerbrechen, in welche Richtung sich der kurze Barflirt mit dem braunäugigen Investment-Banker aus London wohl entwickelt, machen wir uns überhaupt keine Gedanken, wie es unserem eigenen Körper geht und wohin diese Beziehung wohl führt.
One-Night-Stand:
Dein Körper ist niemand, mit dem du für ein paar Stunden den größten Spaß hast und es keine Konsequenzen gibt. Es wird nicht beim obligatorischen Kaffee und einem „Man sieht sich“ bleiben, nachdem man die ganze Nacht die Laken oder auch Möbel gewälzt hat. Dein Körper begleitet dich, während du verschmiert die fremde Treppe runterläufst und mit leicht gesenktem Kopf ins Taxi steigst. Und er wird wissen wollen, ob so etwas öfter vorkommt, weil er sich dann darauf einstellen wird- mit erhöhten Leberwerten zum Beispiel.
Offene Beziehung:
Es ist unmöglich, mit deinem Körper eine offene Beziehung zu führen, weil er deine 100 %-ige Aufmerksamkeit möchte und braucht. Du kannst ihn nicht einfach mal alleine zuhause sitzen lassen, weil dir heute mehr nach der süßen, stupsnäßigen Barkeeperin oder mehr nach dem tattoowierten DJ ist. Ihm ist es egal, ob du ihn trotzdem liebst. Für ihn zählt nur, dass zwischen euch kein anderer Mensch passt.
Affäre:
Schick essen gehen, tolle Hotels, noch besserer Sex und keine reudigen Verpflichtungen stellt für viele die ideale Form der Beziehung da. Man entflieht dem nervigen Alltag mit einer Affäre, genießt die gemeinsamen Sonnenstunden und sonst nichts und wenn man genug hat, beendet man es von jetzt auf gleich. Aber für deinen Körper funktioniert das nicht. Es gibt nicht nur Sonnenstunden und die Verpflichtung, die du mit deiner Geburt eingegangen bist, ist eine Lebenslange…
….Hochzeit:
Dein Körper verlangt von dir 100%-ige Hingabe in guten wie in schlechten Zeiten. Ihr geht durch „Dick“ und „Dünn“, werdet gemeinsam Fehler machen und daraus lernen. Es wird vielleicht Zeiten geben, in denen ihr professionelle Hilfe benötigt, weil es Probleme geben wird, die ihr auch gemeinsam ohne fremde Hilfe nicht lösen könnt. Du wirst deinen Körper mal mehr und mal weniger mögen, aber ihr beide wisst, dass am Ende des Tages nur euer Zusammensein zählt.
Also bemüh dich mal ein bisschen mehr um deinen Körper! Sei gut zu ihm und mache auch mal Dinge wie Sport oder sich gesünder ernähren, obwohl du sie nicht magst. Dein Körper wird es dir danken: mit lebenslanger Treue.