"Mein Leben ist vorbei!", hörte ich meinen Kumpel letztens stöhnen, nachdem er mir Fotos von seiner neuen Freundin auf dem Handy gezeigt hatte. "Mein Leben ist vorbei! Nur noch eine Frau- jeden Tag!!" Und auch, wenn er das Ganze durch extrem überzogene Theatralik ins Lächerliche zog und ich grinsen musste, ließ an diesem Nachmittag nicht nur der Kaffee einen bitteren Nachgeschmack. Die männliche Beziehungsphobie und Treue sorgen doch immer wieder für angeregte Gespräche zwischen beiden Geschlechtern. Allein die Vorstellung, sich womöglich längere Zeit oder gar ewig auf ein und den selben Menschen einzulassen, führt vor allem beim männlichen Pendant oftmals zu einer übermäßigen Transpiration aus allen Poren: Purer Angstschweiß. Männer argumentieren ja meistens damit, dass die Biologie dem Männchen nun mal die Jägerrolle zugeschrieben hat und es so einfach zur Natur des Mannes gehört, stets auf der Jagd nach „Frischfleisch“ zu sein. Sich auf eine Beute festzulegen sei entgegen jeglichem, natürlichen Trieb und somit eine echte Herausforderung. Einige, besonders überzeugte männliche Artgenossen scheinen es geradezu als das größte Entgegenkommen gegenüber dem weiblichen Geschlecht zu sehen, sich "nur" für eine Frau zu entscheiden. Man müsse ihnen als Frau ja quasi dankbar sein für die Bereitschaft, monogam zu leben.
Ist Treue für den Mann wirklich ein von außen diktierter Zwang? Etwas vollkommen Unnatürliches, welches dem männlichen Geschlecht bis in die Testosteron geschwängerten Haarspitzen widerstrebt?
Männer sind, noch mehr als Frauen, für optische Reize empfänglich und bei dem visuellen Aufgebot, dass heutzutage auf Plakaten und in Werbespots, in sozialen Netzwerken und auf den Straßen geboten wird, scheint bei den Männern den Eindruck auszulösen oder zu verstärken, sie würden eine Frau verpassen, sobald sie sich auf eine andere festlegen. „Männer bereuen die Frauen, mit denen sie nicht geschlafen haben“. Und dennoch brachte ein weiterer Nachmittag mit meinem Kumpel die These zum Wanken. Der beschwerte sich zwar immer noch über ein und dieselbe Frau im Bett, aber als ich ihm den neusten Mercedes zeigte, meinte er nur: „Ich fahre immer nur Audi“. Das weckte mein Interesse und ich stellte fest, dass es in dieser Richtung wirklich männliche Treueschwüre gab. Mein ehemaliger Chef besitzt mehrere Lamborghinis und würde niemals einen Ferrari kaufen. Einer meiner Exfreunde wiederum fuhr nur Ferrari und meinen besten Freund kriegt man in nichts anderes als einen Porsche. Motiviert stöberte ich weiter bei meinen männlichen Bekannten und erkannte noch andere „monogame“ Beziehungsmuster, sei es zu einem Fußballverein, einem Duft, einer Jeansmarke oder sogar einem Urlaubsort. Das Ganze ging so weit, dass mein Vater das Autoradio aus seinem vorvorvorletzten Wagen erst wieder in das neuste Modell einbaute. Und der Grund war meistens einfach, „weil ich da weiß, was Sache ist“. Da gäbe es keine negativen Überraschungen. Gerade bei Automarken wäre man schon mit dem Design und dem Innenleben vertraut und die Neuerungen bei den Modellen seien immer nur kleine Spielereien. Im Kern sei es immer das selbe Auto, das einen begleite.
Während Männer also die Monogamie zu einer Frau scheuen, in der Hoffnung bei einer anderen positive Überraschungen zu erleben, gestalten Männer ihren Alltag lieber monogam, um jegliche negative Überraschungen zu verhindern. Rührt die Beziehungsphobie von unseren Männern vielleicht daher, dass sie einfach Angst davor haben, dass sich die Herzensdame als ein Biest entpuppt? Neigen Frauen vielleicht dazu, sich am Anfang jeder Romanze zu verstellen und überraschen dann mit einer negativen Entwicklung? Verwirrt und angesäuert rief ich meinen Kumpel an und bat um ein Treffen. Doch dieser wiegelte ab: „Morgen? Nein, morgen geht nicht. Da gehen meine Süße und ich immer ins Kino und danach, na du weißt schon, gibt’s immer eine schöne Überraschung“. , dachte ich grinsend.