Facemash.com- der Name ist nicht jedem geläufig und doch beruht er auf einem Konzept, das der Mensch von jeher innehat. Mit Facemash.com startete damals Mark Zuckerberg seine- wenn auch umstrittene- Erfolgsgeschichte. Er ging mit einem Internetportal online, welches Fotos weiblicher Studentinnen öffentlich gegenüber stellte und Besucher der Seite die Möglichkeit gab, diese in Bezug auf ihre Attraktivität zu vergleichen und zu bewerten. Zwar musste Zuckerberg mit Facemash schon nach wenigen Tagen wieder offline gehen-er hatte die Fotos ohne Erlaubnis veröffentlicht- doch vergleichen und bewerten wir Menschen wohl ganz automatisch. „Wer ist schöner, besser, reicher?“. Mit Facebook, MySpace oder auch Instagram rief man sogenannte Soziale Netzwerke ins Leben, die vornehmlich dem Zweck dienen sollten, eine Verbindung zwischen Menschen zu schaffen, Interessen zu teilen oder Neuigkeiten auszutauschen. Doch betrachtet man sich die Beiträge einzelner sozialen Networker genauer, bekommt man einen anderen Eindruck. Was liest man zwischen den Zeilen? Was erkennt man hinter den Fotos und Postings?
Nehmen wir nur mal das Beispiel der sogenannten „Rich Kids on Instagram“. Diese nutzen die Fotoplattform zwar wirklich dafür, ihre Neuigkeiten mit anderen zu teilen, doch beinhalten diese Neuigkeiten vor allem Besitz und die Möglichkeiten, die Kreditkarte des milliardenschweren Daddys zum Glühen zu bringen. Jachtausflüge, Helicoptertouren, Champagnerduschen und unzählbare Einkaufstüten namhafter Designer plakatieren die Profile der Rich Kids. Und wir stauen mit mehr oder weniger Neid über solch einen Reichtum. Das Phänomen, sich vor anderen darstellen zu wollen ist allerdings nicht nur den Reichen und Schönen vorenthalten und vielleicht mit unter ein Grund für den Erfolg verschiedener Netzwerke. Wer heute online geht, ist von Selbstdarstellung umgeben. Es muss immer höher, schneller und weiter sein und wenn es das nicht ist, wird es zumindest nach außen hin so dargestellt. Wir Menschen haben angefangen, uns mehr und mehr um den Schein zu bemühen, als das Sein zu leben. Man loggt sich an Orten ein, an denen man nicht ist, aber gerne wäre, stellt Fotos online mit Menschen, die man nicht mag, aber von denen man gemocht werden möchte und postet Güter, die man nicht besitzt, aber vor anderen unbedingt braucht. Jeder ist auf einmal reich, glücklich, weltumreisend und zufrieden. Dank vieler Fotobearbeitungsprogramme haben wir per Mausklick oder Daumentouch die Figur, die wir gerne hätten und das Gesicht, das wir meinen, haben zu müssen. Und das Erste, das uns morgens beschäftigt, ist nicht der Blick in den eigenen Spiegel, sondern der Klick auf verschiedene Profile anderer, um zu vergleichen und zu bewerten. Doch was bringt uns das? Sich mit anderen zu vergleichen, ist natürlich, aber ist das wirklich der richtige Weg, um glücklich zu werden und sich weiter zu entwickeln? Betrachtet man einmal die Darstellung verschiedener, erfolgreicher Menschen, fällt zumindest mir doch eine Sache auf: Diese Menschen vergleichen und bewerten vor allem sich selbst. Sie stehen im ständigen Wettkampf mit sich selbst und dabei ist es fast unmöglich zu betrügen. Der Blick in den Spiegel verwischt die Korrekturen per Fotoshop, der Blick auf den Kontoauszug nimmt einem die Illusion des schnellen Reichtums und der Blick in seine Kontakte bei einer Sommergrippe lässt keine Zweifel offen, dass ehrliche Freunde am Ende des Tages wertvoller sind, als Menschen auf einem Foto.
Den Menschen kann man in seinen Eigenarten vielleicht nicht ändern, aber man kann sich selbst dahingehend beeinflussen, sich nicht gehen zu lassen. Natürlich ist es niemals falsch, nach rechts oder links zu schauen, um sich selbst einzuordnen und zu orientieren, doch sollte man niemals aufhören, sich selbst als Maßstab zu nehmen. „Was habe ich heute getan, um morgen eine bessere, schönere oder reichere Version von mir zu sein?“ Es sollte eine Lebenseinstellung werden. Wir Menschen stehen nicht ständig in einem Wettbewerb miteinander und so sollten wir es doch auch nicht nötig haben, zu dopen und zu betrügen. Anstatt die Energie darauf zu verwenden, sich selbst besser darzustellen als man ist, sollten wir alles daran setzen, eben diese Version des besseren Ichs zu werden. Denn letztlich schreiben wir jeden Tag ein Stück eigene Geschichte und diese sollte am Ende mehr wert sein als die eigene Chronik.